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Nachnähren kommt aus der Bonding-Psychotherapie. Es heißt auch Nach-Bemuttern, -Bevatern, -Beeltern oder englisch Nurturing und ist das Bedürfnis des kleinen Kindes gehalten und in den Arm genommen zu werden. Kleine Kinder sterben tatsächlich, wenn sie nicht berührt werden. Sie können bei Angst und Stress ihr Nervensystem nicht alleine regulieren; dazu brauchen sie den guten (Körper-)Kontakt einer Bezugsperson.
Als Erwachsene können wir dieses Bedürfnis nachholen. Wir können auch jetzt noch erfahren, was wir als Kind nicht hatten, oder nicht so hatten, wie wir es gebraucht hätten. Viele Eltern waren selbst traumatisiert oder in einer existenziell schwierigen Situation, und waren nicht in der Lage zu liebevollem und ausgiebigen Halten, Kuscheln, Verstehen, Beschützen, Mut machen und Beruhigen.
Nachnähren und Bonding können Erwachsene in Bonding-Gruppen, in bestimmten psychosomatischen Reha-Kliniken oder als Einzelarbeit (z.B. bei mir oder anderen bundesweiten Bonding-Therapeutinnen) erfahren.

Gehalten-Werden, Nachnähren aus der Bonding-Psychotherapie

Nachnähren, Nurturing

Wie läuft eine Sitzung Gehalten-Werden ab?

Zuerst ist Raum für ein Gespräch. Wie bist du heute da? Was wünscht du dir?

Dann lade ich dich ein, gerne mit geschlossenen Augen, deinen Körper zu spüren, tief hinein zu atmen und wahrzunehmen, was jetzt gerade ist. Und das kann etwas anderes sein als das, weswegen du gekommen bist. Du kannst Kontakt zu deinem inneren Kind aufnehmen, wenn dir das vertraut ist. Oder zu deinem Herzen, deinem Bauchgefühl, deiner Innenwelt.

Oft wünschen sich Menschen im Vorgespräch, so gehalten zu werden wie hier auf dem Bild. Und fast jedes Mal kommt es anders. Meine Erfahrung ist, dass sich die Session im Moment entwickelt. Wenn du gut verbunden bist mit dir oder deinem inneren Kind, dann wirst du leicht spüren, was jetzt dran ist. Vertraue dir, dein Kind weiß genau, was es braucht.

Oft ist es erstmal eine Hand, die deine hält. Oder jemand, der dir sanft die Haare aus dem Gesicht streicht. Ein sanfte Berührung auf dem Rücken, um zu spüren: Da ist jemand, ich habe Unterstützung, es steht jemand hinter mir. Oder eine Hand auf dem Brustbein, dem Herzen. Jemand, der dir die Füße hält oder dich ausstreicht.

Vielleicht hast du auch den Impuls, dich auf den Bauch zu legen und eine Berührung auf Rücken und Kreuzbein zu spüren. Oder du möchtest dich einfach nur anlehnen, einkuscheln und ganz klein sein dürfen, beschützt und frei von Verantwortung.

Eine Frau wünschte sich, dass ich ihr die ganze Zeit in die Augen schaue. Ihre Mutter konnte sie, als sie klein war, offenbar nicht fühlen, nicht „sehen“.
Eine andere hat Angst vor Nähe und Berührung, machte aber trotzdem einen Termin. Nach dem Gespräch wünschte sie sich, dass wir beide auf dem Boden liegen. Mit Abstand erstmal. Und dieser Abstand war genau richtig, sie fühlte, dass sie nicht alleine ist, konnte aber noch ganz für sich bleiben ohne Körperkontakt. Ihr Nervensystem konnte entspannen, weil sie Nähe spürte, ohne dass Berührung sie überforderte.
Die Wünsche und Bedürfnisse ändern sich mehrfach während der Sitzung, ganz organisch, ohne Nachdenken. Meine Erfahrung ist tatsächlich, dass die Menschen während der Sitzung ganz genau fühlen, was sie brauchen. Und auch, wann es genug ist oder wann es Zeit ist für neue, andere Wünsche.

Gute-Eltern-Botschaften

Beim Halten und Berühren entsteht oft spontan der Wunsch, eine Gute-Eltern-Botschaft zu hören. Etwas, das dir als Kind so sehr geholfen hätte:

Ich hab dich lieb.

Alles wird gut.

Ich beschütze dich.

Ich geh‘ nicht weg, ich lass‘ dich nie mehr alleine.

Ich hab mich so auf dich gefreut.

Du kannst immer zu mir kommen.

Diese Worte, die das Kind so vermisst hat, können tiefer aufgenommen werden, wenn du dich gleichzeitig körperlich genährt und beschützt fühlst. Das Nervensystem kann sich vollständig entspannen. Das inneres Kind hört und bekommt das, was es damals so gerne gehört hätte. Dadurch kann mehr Ruhe, Urvertrauen und Zuversicht in dein Leben kommen.

Was bringen Bonding und Nachnähren?

Bonding schafft Vertrauen, vermittelt ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Es stärkt das Selbstwertgefühl, das Urvertrauen und ermöglicht empathische, gute Sozialkontakte.
Bei nährender Berührung und angenehmen Körperkontakt werden die Hormone Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet, so genannte Glücks- und Bindungs-Hormone: Der Blutdruck sinkt, Herzschlag und Atmung beruhigen sich, der Stress-Pegel (Kortisol) sinkt. Angst, Verletzungen und sogar Schmerzen werden weniger, das Immunsystem arbeitet besser, wir werden seltener krank. Sogar Wunden sollen besser heilen, sagt die Fachwelt: Quarks: Darum sind Berührungen so wichtig. Oder Die Macht der Hände von Walter Schmidt.

Manchmal erscheinen auch Situationen aus der Kindheit. Schmerz kommt hoch über das, was dir so sehr gefehlt hat: Mut, Zuspruch, jemand, der dich in den Arm nimmt, tröstet und ermutigt. Der für dich da ist. Dieser Schmerz, die Tränen und die Angst kann jetzt, beschützt und mit liebevoller therapeutischer Begleitung, erlebt und ein Stück weit aufgelöst werden.

Ich empfehle auch den Artikel Warum Co-Regulation dein Leben einfacher macht von Dami Charf. In Stresssituationen gelingt es oft nicht, sich selbst zu regulieren, also alleine körperlich und seelisch zu Ruhe und Wohlbefinden zurück zu finden. Hier hilft Co-Regulation, die liebevolle Präsenz eines anderen Menschen, der achtsam und liebevoll berührt, zum Beispiel mit einer Umarmung. Auch Worte können co-regulieren, zum Beispiel eine verständnisvolle, beruhigende sanfte Stimme.